Musik über Mittag - Klaviersextette
Fr 03.Mai 2024 12.15Unter den vielen Kammermusikgattungen führt das Sextett, wenn man die ganze Musikgeschichte …
Aus der Rückschau verdecken sich die Images, die Paul Hindemith im Laufe seines Lebens hatte, gegenseitig. Der ernste, das Handwerkliche betonende Hindemith der Nachkriegszeit verdeckt das «enfant terrible», als welches er in den 1920er Jahren Furore machte. Und beide Bilder verdecken den ganz jungen Hindemith, der nochmals andere Töne anstimmte: zärtliche, melancholische, ja fast romantische. Die ersten der sechs Sonaten op. 11 sind noch an der Kriegsfront in Flandern entstanden, die vierte Sonate für Bratsche und Klavier 1919 schon wieder zurück in Frankfurt am Main. Hindemiths damalige Neuorientierung kündigt sich im Finale bereits an, wenn über einer Variation steht: «mit bizarrer Plumpheit vorzutragen». Noch aber überwiegt warme, oft wunderschön lyrische Musik. Das Inbild solch sanft wehmütiger Bratschenmusik sind die beiden Sonaten op. 120 von Johannes Brahms, insbesondere die zweite in Es-Dur. Sie ist Brahms’ letztes Kammermusikwerk überhaupt und existiert in zwei Fassungen eine Perle der Bratschen- und Klarinettenliteratur zugleich.