Verschollen
Mi 26.Nov 2025 19.30Ouvertüre, Solokonzert, Sinfonie – seit dem 19. Jahrhundert bildet diese Abfolge bis heute den …
Leben und Werk
Was macht Musik sichtbar – und wer wird gehört? Die Geschichte der Sinfonik ist nicht nur eine Geschichte grosser Ideen und klanglicher Visionen, sondern auch eine der Auslassungen. Die beiden Sinfonikerinnen Emilie Mayer (1812–1883) und Louise Farrenc (1804–1875) komponierten in einer Zeit, in der das Feld der Musikproduktion, zumal der grossen Gattungen, männlich dominiert war. Was sind die Besonderheiten in den beiden Kompositionen im Vergleich zu ihren Zeitgenossen und – damals freilich seltenen – Zeitgenossinnen? Während Farrenc entgegen den Vorlieben des Pariser Musiklebens Sinfonien und sinfonische Werke komponierte, fügte sich Emilie Mayer neben Schumann und Mendelssohn mit ihrer Musik in den Geist der Zeit ein. Die Werke der beiden Komponistinnen fanden durchaus Anerkennung, wurden aufgeführt und positiv rezensiert, doch in den Kanon der Konzerthäuser oder der musikwissenschaftlichen Literatur schafften sie es nicht. Dass sie heute wieder vermehrt gespielt werden, ist Teil einer grundlegenden Bewegung: Musikgeschichte wird mehr und mehr vielschichtig betrachtet und auch mit solchen Werken aufgearbeitet, die im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten waren. Was steckt hinter der plakativen Bezeichnung von Emilie Mayer als den weiblichen Beethoven? Und warum entschied sich Farrenc für die grossen Formen wie Sinfonien und Ouvertüren – in einem Frankreich, das Opern bevorzugte? Unsere Soirée lädt ein, sich auf die bemerkenswerten Kompositionen dieser beiden Frauen einzulassen und deren musikalisches Erbe wahrzunehmen.
Soiréen: spannende Einführungsabende mit Werkanalysen und Hintergründen für interessierte Musikliebhaber:innen. Jeweils am Dienstagabend der Konzertwoche im Konservatorium Winterthur, Tössertobelstrasse 1, Konzertsaal, Dauer ca. 2 Stunden