Klaviertrios
Fr 21.Nov 2025 12.15Zwei Klaviertrios stehen auf dem Programm: Beide stammen aus Frankreich, beide wurden sie von zwei …
Das erste Midi Musical der Saison – nicht mehr an der Liebestrasse, sondern wie gewohnt zurück im Foyer des Theaters – lädt zu einem von Folklore inspirierten Programm ein. Mikhail Glinka hörte während seiner gesamten Kindheit neben dem Glockengeläut seiner Stadt nur die Lieder seines Kindermädchens, denn er durfte das Anwesen seiner Grosseltern nicht verlassen. Als Jugendlicher wird er von einem Klarinettenquartett von seiner musikalischen Beraubung erlöst und von nun an möchte er Musik schreiben. Mit einem Freund reist er nach Italien, merkt aber bald, dass er niemals Italiener sein werde, so sehr er die italienischen Opern auch liebe. Heimweh plagt ihn und kurz bevor er wieder zurückreist, schreibt er das «Trio pathétique», wo sich die wichtigsten Einflüsse seines bisherigen Lebens wiederfinden: die prominente Klarinette, die ihn zur Musik brachte, die langen Kantilenen der italienischen Oper und die russischen Kinderlieder seiner Magd. Es waren vermutlich ähnliche Kinderlieder, die dem in Russland aufgewachsenen Paul Juon die Musik näherbrachten, denn auch dieser bedient sich in seinem Oeuvre gerne seiner folkloristischen Ursprünge. Nicht jedoch aus Heimweh, sondern um seiner Musik eine Zugänglichkeit zu verschaffen. Häufig stehen seine Werke in komplizierten Taktarten oder werden mit vielen Taktwechseln versehen, manchmal scheint er ganz bewusst gegen das Metrum zu komponieren. Durch den volkstümlichen Charakter seiner Musik wird diese Komplexität dem Publikum allerdings kaum bewusst, im Gegenteil: Juons Kammersinfonie ist so leicht geschrieben, zu Zeiten wirkt es eher wie ein Klaviertrio, statt einem grossen Oktett. Geniessen Sie einen Mittag mit zwei ganz unterschiedlichen Werken, die denselben Ursprung teilen.