Joyce DiDonato
Fr 12.Sep 2025 19.30Gibt es ihn, den Ursprung von allem? Den ersten Morgen der Welt, an dem die Vögel zum ersten Mal zu …
Gibt es ihn, den Ursprung von allem? Den ersten Morgen der Welt, an dem die Vögel zum ersten Mal zu singen begannen? Falls es ihn je gab, so haben wir ihn längst verloren, treiben auf dem Fluss der Zeit von ihm weg, haben die «Grammatik der Erde» längst vergessen, die «Sprache ohne Fragezeichen» längst verlernt. So schildert es das Gedicht «The First Morning of the World» des amerikanischen Dichter Gene Scheer. Die britische Komponistin Rachel Portman hat den Text vertont, und Joyce DiDonato veredelt das Ganze vollends. Die Mezzosopranistin, die in der Saison 2022/2023 #follow-Künstlerin beim Musikkollegium Winterthur war, zeigt in «The First Morning of the World», warum sie sowohl in Oper wie Lied zu den herausragenden Sängerinnen gehört: Goldenes Timbre, Legatokultur in Perfektion, fast instrumentales Fliessen, und dennoch immer ein Singen, das Sprache und Ausdruck ist – das ist jedesmal ein Erlebnis. Bringt uns Francis Poulenc vielleicht die verlorene Paradiesmusik zurück? Musik wie in seiner Sinfonietta von 1948 hat es zwar weder bei Mozart noch Tschaikowski noch Strawinsky je gegeben, und Poulenc zitiert auch nirgends direkt. Und doch kreiert er eine Art «Musik der verlorenen Zeit», in dem vieles mitschwingt, alles am Ende aber doch Poulenc ist. Zur selben Zeit erinnert sich jenseits des Atlantiks Erich Wolfgang Korngold an seine Ursprünge, als er als gefeierter Jungkomponist der Liebling der Wiener Gesellschaft war, u.a. mit der Witwe von Johann Strauss verkehrte und dessen Werke für die Operettenbühne der 1920er neu bearbeitete. Am Ende seiner Karriere, im kalifornischen Exil, kehrt er noch einmal zu diesen Ursprüngen zurück, in zwei Werken voll Goldschimmer und Walzerduft.