Louise Farrenc & Emilie Mayer
Di 25.Nov 2025 18.30Was macht Musik sichtbar – und wer wird gehört? Die Geschichte der Sinfonik ist nicht nur eine …
Sinfonie Nr. 4 c-Moll, D 417 "Tragische"
Was ist so tragisch an der «Tragischen»? Schubert selbst hat seine C-Moll-Sinfonie (D 417) nachträglich so betitelt, und das wirft Fragen nach Bedeutung und Einordnung auf. Schuberts eigene Attribution hat jedenfalls immer wieder skeptische Kommentare provoziert, etwa durch Schumann bis hin zu musikpublizistischen Stimmen der jüngeren Zeit – und vielleicht zynisch, vielleicht aber auch zutreffend könnte man das Adjektiv «tragisch» weniger als programmatisch treffend fürs Werk denn als biographisch in Bezug auf den Komponisten bestätigen wollen: dass hier nämlich Schubert grandios an dem Versuch gescheitert sei, Beethovens Sinfonik nachzueifern. Sicher ist: Er findet hier eigene Stilmerkmale und gewinnt daraus seine profilierte persönliche Klangsignatur. Im ersten Satz etwa ergiessen sich über weite Strecken die immer wieder selben webenden Sechzehntelfiguren, zwar mit pathetischem Gestus, zugleich aber merkwürdig auf der Stelle tretend, in letztlich recht monotone Formblöcke, ihrerseits oft in starren Sequenzen mehr aneinandergereiht als entwickelt. Sind das kompositorische Schwächen, oder liegen gerade da neue Qualitäten und Potenziale? Jedenfalls weisen solche Elemente unter anderem deutlich auf Bruckner voraus. Unsere Soirée will von all dem etwas greifbar machen und lädt zur Diskussion des eigenen Hörerlebens ein.
Soiréen: spannende Einführungsabende mit Werkanalysen und Hintergründen für interessierte Musikliebhaber:innen. Jeweils am Dienstagabend der Konzertwoche im Konservatorium Winterthur, Tössertobelstrasse 1, Konzertsaal, Dauer ca. 2 Stunden