Die Musik von Schwarzen klassischen Komponistinnen und Komponisten steht arg im Schatten der Werke ihrer weissen komponierenden Kolleginnen und Kollegen. Ein "Schwarzer Mozart", mit bürgerlichem Namen Joseph Boulogne, Chevalier de Saint-George und tatsächlich ein Zeitgenosse Mozarts, war und blieb eine Ausnahme. Aber die Zeiten ändern sich zum Glück. Das Interesse an der Musik Schwarzer Komponistinnen und Komponisten nimmt stetig zu, zu erleben in neuen CD-Einspielungen, aber ebenso sehr in Konzertprogrammen. William Grant Still, der US-Altmeister unter den afroamerikanischen Komponisten, lernte sein kompositorisches Handwerk bei einem der Grössten seiner Zeit: bei Edgar Varèse. Sein Schwarzer Zeitgenosse Samuel Coleridge-Taylor, Sohn eines Arztes aus Sierra Leone, lebte und wirkte in London, wo er am Royal College of Music ausgebildet wurde. Aber auch in den USA wurde er bald zu einer Leitfigur afroamerikanischer Musikkultur und war derart berühmt, dass er sogar von Präsident Theodore Roosevelt empfangen und in Washington ein 200-köpfiger Chor nach ihm benannt wurde. Mit Wynton Marsalis sind wir in unserer unmittelbaren Gegenwart angelangt - einer der genialsten Jazztrompeter, dessen Jazz- und Blues-Alben regelmässig wochen-, ja monatelang die US-Charts anführten.