Kalena Bovell dirigiert Tschaikowsky (öGP)
Mi 04.Okt 2023 09.30«Aller Ehren wert ... für ein Mädel.» So hält Alma Schindler 1899 im Tagebuch das Lob fest, mit dem …
Jacqueline Fontyn, 1930 im belgischen Antwerpen zur Welt gekommen, hat nicht an den ideologischen Grabenkämpfen teilgenommen, die für die Musik des 20. Jahrhunderts wohl doch weniger kennzeichnend waren, als einst behauptet. Dies macht den Blick umso freier für die Qualität ihrer Musik. Ihr 1984 geschriebenes Streichquintett entstammt der Phase, als Fontyn längst Kompositionsprofessorin in Brüssel war und ihren eigenen, freien, spielerischen Stil gefunden hatte. Ein ungemeines Gespür für Klangverbindungen und Gestik prägt ihre Musik. Und wie der Titel des Quintetts "entweder..., oder" andeutet, erzählt sie nicht einfach "Geschichten", sondern spürt gewissermassen den Strukturen dahinter nach, was nicht weniger spannend ist und erst noch besser zur wortlosen Kunst namens "Musik" passt. Fontyns Musik scheint menschenfreundlich, ohne deswegen auf höchsten Kunstanspruch zu verzichten. Genau dasselbe lässt sich von Mendelssohns Musik sagen. Und auch sie scheint - in Stücken wie dem erschütternden Adagio aus seinem 2. Quintett - zu uns zu sprechen, ohne dass wir wüssten, welche Worte wir dazu singen müssten.