Zu Gast in Bern
Sa 14.Dez 2024 19.30Im Juli 1877 hatte Tschaikowsky geheiratet. Ein von Vernunft diktierter Entscheid vor allem im …
Jean-Guihen Queyras ist nicht nur einer der berühmtesten Cellisten, sondern auch ein begeisterter Anwalt neuer Werke. Er schwärmt von der Uraufführung von Benjamin Attahirs Cellokonzert im Februar 2021 und nennt als Gradmesser für die Qualität des Stücks das Gefühl, zwar etwas ganz Neues erlebt zu haben, sich aber gleichzeitig zu fragen: "Wie konnten wir bisher ohne leben?" Ein grosses Lob für den 1989 in Toulouse geborenen Komponisten. Das Stück, dessen Titel das rituelle Abendgebet im Islam meint, ist auch eine musikalische Zeit-Reflexion und passt damit perfekt zum Saisonthema "Werden". A propos Islam: 1735 dienten fremde Kulturen vorwiegend als Projektionsflächen der eigenen Fantasie. Für Jean-Philippe Rameau waren Süd- oder Nordamerika, Afrika und Asien alles Spielarten von "Indien". Sein einflussreiches Opéra-Ballett "Les Indes galantes" zeigt, wie auch die exotischen Völker Grossmut, Friedensliebe und elegante Tänze kannten - eine typische Vorstellung im Zeitalter der Aufklärung. Nicht weniger farbprächtig und schwungvoll ist Albert Roussels Ballett "Le festin de l'araignée" von 1912. Die märchenhafte Sphäre ist hier allerdings diejenige der Insekten. Ein echtes "Käferfest" also!