Zu Gast in Bern
Sa 14.Dez 2024 19.30Im Juli 1877 hatte Tschaikowsky geheiratet. Ein von Vernunft diktierter Entscheid vor allem im …
Das «Deutsche Requiem» von Johannes Brahms zählt zu den Favoritwerken ambitionierter Chorvereinigungen; auch beim Oratorienchor Winterthur stand es wiederholt auf dem Programm. Zu seinem 150-Jahr-Jubiläum wartet er erneut mit Brahms auf, dieses Mal aber mit zwei seiner kürzeren Chorwerken: mit der «Nänie» und mit dem «Schicksalslied». Beide haben sie nie die Popularität des «Deutschen Requiems» erlangt ‒ leider, muss man sagen, denn es handelt sich um grandiose, tief beeindruckende Meisterwerke. Was nicht zuletzt auch auf die hohe literarische Qualität der vertonten Texte zurückzuführen ist: «Nänie» ist ein von Friedrich Schiller in metrisch strengen Distichen gefasster Trauergesang («Auch das Schöne muss sterben, das Menschen und Götter bezwinget»), und Friedrich Hölderlins «Schicksalslied», ähnlich streng gefügt, handelt von den seligen Götter-Genien sowie vom ewig leidenden, unerlösten Menschengeschlecht («Doch uns ist gegeben, auf keiner Stätte zu ruhn»). Dichtung, die zutiefst existentielle Fragen aufwirft ‒ zum Leben und zum Sterben. Und sie hat Brahms zu einer Musik inspiriert, die an unsere tiefsten Empfindungen rührt.