Junge Dirigent:innen der ZHdK
Mi 06.Nov 2024 19.30Was gäbe man darum, für einmal dort vorne zu stehen, oben auf dem Konzertpodium, mit dem Rücken zum …
Unter den vielen Kammermusikgattungen führt das Sextett, wenn man die ganze Musikgeschichte überblickt, ein eher peripheres Dasein. Am ehesten florierte es in der späten Romantik, etwa mit Streichsextetten von Brahms, Dvořák und Tschaikowsky. Aber sonst? Noch rarer ist das Klaviersextett. Vielleicht, weil es aufgrund seiner Besetzung zu einem Mini-Klavierkonzert tendiert, da zum Klavier sämtlich fünf Streicherstimmen eines klassischen Orchesters hinzutreten. Wie man daraus dennoch ein kammermusikalisches Juwel machen kann, zeigt Paul Juon in seinem Klaviersextett op. 22, entstanden um die vorletzte Jahrhundertwende. Allein die Spieldauer von gegen 40 Minuten gibt eine Ahnung von den gewaltigen Dimensionen dieses Werks, das besonders im Kopfsatz immer wieder behutsame Anklänge an Brahms aufweist. Die mittleren drei Sätze sind ‒ durchaus innovativ ‒ als Variationen über ein und dasselbe Thema konzipiert. Das Finale kehrt dann gewissermassen wieder zu Brahms zurück, energiegeladen und triumphal. Kein Zweifel, hier handelt es sich um ein Meistersextett, das auf durchaus eigenständige Art die Auseinandersetzung mit der Tradition reflektiert. Richard Dubugnon liess sich für seinen «Rundtanz» seinerseits von Juons Klaviersextett op. 22 inspirieren sowie vom monumentalen bildnerischen Werk Adolf Wölflis ‒ er ein Klassiker unter den Aussenseitern und als Aussenseiter und Künstler in jeder Hinsicht ein Extremfall.