Putti, Faltenwürfe - und profanes Kartenspiel
Sa 20.Apr 2024 14.00Der Barock war eine Epoche, die von Prunk, Opulenz, Spiritualität – und ihren Gegensätzen geprägt …
Wenn es einer schon mit zwanzig unter die Helden der Klassikwelt schafft - da kann er schon ins Grübeln geraten: Und jetzt? Ein Leben lang Bach und Beethoven nach Noten spielen? Friedrich Gulda (1930-2000) hat ganz eigen(willig)e Antworten auf diese Frage gefunden. Sein 1988 uraufgeführtes "Concerto for myself" zeigt es: Die himmlischen Mozartklänge des Beginns lassen spätestens dann aufhorchen, wenn E-Bass und Schlagzeug einsetzen Lustvoll durchquert Gulda seine Welt, die eigene Gesetze, aber wenig Grenzen kennt. Im Rückspiegel zwinkert ihm stets Mozart, bisweilen Bach, nicht selten Gulda selber zu - getreu dem rätselhaften Titel des ersten Satzes: "The new in view ( then old is new)."
Schwierig, einen Interpreten für dieses paradiesbunte Werk zu finden. Zum Glück ist Mischa Cheung ebenfalls ein Grenzgänger, der (zum Beispiel als Mitglied im "Gershwin Piano Quartet") auch zu improvisieren weiss. Davor erklingt Beethovens Siebte - eine Kombination ganz à la Gulda, der nicht nur sich selbst, sondern auch seinen Helden treu blieb.